Pierre Avoi vom Rhonetal aus gesehen. – Pierre Avoi seen from Rhone Valley.
Der Pierre Avoi (2.473 m) ist ein sehr markanter Aussichtsberg auf der Südseite des Rhonetals. Man kann ihn sehr gut von der Straße im Tal erkennen. Da er recht nah an unserer Unterkunft war, war es natürlich klar für uns, dort hinzuwandern.
Blick hinab nach Verbier. Im Hintergrund das Grand Combin Massiv (4.314 m).
View down to Verbier. In the background the Grand Combin Massif (4.314 m).
Es ist ein sonniger Morgen und schon 10.30 Uhr (für unsere Verhältnisse früh) starten wir auf 1.918 m vom Croix de Coeur, einem Pass zwischen La Tzoumaz und Verbier. In der Nähe grast gerade eine Kuhherde, die mit ihren Glocken ein ohrenbetäubendes Gebimmel verursacht. In dieser Szenerie erinnert es sofort an Heidi, irgendwie. Wir folgen einem Weg hinauf zur Seilbahnstation Savoleyres (2.331 m). Wir scheinen ganz fit zu sein, und können so auch die grandiosen Aussichten Richtung Grand Combin (4.314 m) und in den Talkessel von Verbier genießen.
Rechts ist der Pierre Avoi zu sehen, links ein Teil des Mont Blanc Massivs.
Right the Pierre Avoi and left parts of the Mont Blanc massif.
Ein erster Blick ins Rhonetal. A first view down Rhone Valley.
Von der Seilbahnstation führt ein Pfad hinab zum Col de la Marlène (2.315 m). Hier bietet sich uns ein erster Tiefblick ins Rhonetals. Doch jetzt steht ein Anstieg vor uns, der in vielen kleinen und kurzen Spitzkehren den Hang bis auf ca. 2.375 m rauf führt. Er ist teils sehr exponiert und bereitet uns das erste Bauchkribbeln. Auf besagter Höhe angekommen, traversieren wir jetzt auf ca. 400 m einen Steilhang, der, wie ich später nachmesse, 100 % Gefälle oder anders gesagt 45° Steigung hat. Der Pfad ist sehr schmal, und ich bin hin- und hergerissen zwischen Hinabschauen und auf den Pfad achten. Die Tiefe saugt ganz schön.
Am/at Col de la Marlène (2.315 m)
Ja, es war sehr steil, was diese beiden Bäume wohl ziemlich unbeeindruckt lassen dürfte.
Yes, it was really steep, a fact that doesn’t impresse those two trees.
Belohnt wird dies natürlich durch grandios Tiefblicke, wenn man sich dann mal dran gewöhnt hat. Unter uns weidet eine andere Kuhherde, deren Gebimmel bis zu uns hoch trägt. Im Westen ist das gigantische Mont Blanc Massiv zu sehen. Und hinter einer kleinen Biegung taucht dann die Gipfelhaube des Pierre Avoi auf. Wir sehen, dass dort Leitern und Ketten als Aufstiegshilfe angebracht sind. Das ist dann wirklich etwas zu viel für uns, und wir lassen den Gipfel sausen. Im Nachhinein und mit ein paar mehr Höhenerlebnissen würde ich mir den Aufstieg nun zutrauen, ich würde es zumindest versuchen.
Tiefblick hinab nach Verbier und auf die Kuhherde natürlich. Dieser Hang hat eine Steigung von 100 %.
Deep view down Verbier and the herd of cows, of course. This slope has an incline of 100%.
Das sehr beeindruckende Mont Blanc Massiv.
The very impressive Mont Blanc Massif.
Aber auch so haben wir’s schön. Hier oben sind jetzt einige Leute unterwegs, auch eine Touristengruppe aus Schwaben, die offensichtlich sehr heterogen ist, weil einige nur fluchen, während andere den Gipfel kaum erwarten können. 😉 An einer kleinen Felsgruppe westlich des Gipfels rasten wir mit einem absolut spektakulärem Blick ins Rhonetal. Für sowas lohnt sich immer jeder Aufstieg. Das Wetter ist herrlich, und hier oben ist es auch temperaturtechnisch sehr angenehm.
Dann begeben wir uns auf den knapp 1 km langen und sehr steilen Abstieg auf 2.088 m. Der Abstieg ist ziemlich anstrengend, und wir benötigen 45 min bis wir wieder sowas wie „ebenen“ Boden unter den Füßen haben. Wir folgen breiten Fahr- und Forstwegen hinab bis zur Bisse du Levron. Bisse werden hier, oft kilometerlange Bewässerungskanäle genannt. Mit jedem Schritt hinab wird es heißer und stickiger. Kein Lüftchen weht, und die Bisse verläuft hier auch in meist offenem, sprich schattenfreiem Gelände.
Blick ins Rhonetal und zu den über 3.000 m hohen Dents du Midi (rechts).
View to the Rhone Valley and the Dents du Midi (above 3.000 m – right).
Während des Abstiegs am Südhang sehen wir wieder einige Sukkulenten.
While descendng the Southern Slope we see again some succulents.
Immerhin gibt’s keine Steigungen, und so folgen wir dem Pfad entlang des Wasserlaufs bis nach Les Planards, wo wir im Gasthof La Marmotte einkehren. Es ist brütend heiß. Wir sind uns nicht ganz schlüssig, ob wir was essen sollen. Da bereits Nachmittag ist und die Speisekarte nur Kleinigkeiten vorsieht, gibt’s eine Tarte Lemon und zwei Espresso. Unter den Sonnenschirmen finden wir endlich Schatten und können uns so etwas akklimatisieren. Der Blick von der Terrasse geht abermals auf das beeindruckende Grand Combin Massiv hinaus. Nur langsam können wir uns trennen, nicht zuletzt, weil jetzt noch ein Aufstieg von 200 Höhenmeter zum Croix de Coeur, dem Ausgangspunkt unserer Wanderung, bevorsteht.
Dieser zieht sich dann noch ganz schön, obwohl die Entfernung nicht mal 1 km beträgt. Die Sonne macht’s eben. Wir sind überglücklich, als wir oben ankommen. Als i-Tüpfelchen können wir gerade beobachten, wie vom kleinen Flugfeld ein Flugzeug startet. Da muss man echt Können und Nerven haben, denn die „Landebahn“ ist nicht gerade sehr lang. Uns ist jetzt zwar nicht gerade nach Abheben, wir sind einfach zu erschöpft nach 6,5 Stunden Unterwegssein. Aber wir sind stolz auf uns und freuen uns jetzt auf eine Dusche und ein warmes Abendessen.
Blick vom La Marmotte zum Grand Combin Massiv.
View from La Marmotte to the Grand Combin Massif.
Länge: 8,9 km
Dauer: 6,5 h
Gesamtanstieg: 587 Höhenmeter
Gesamtabstieg: 597 Höhenmeter
Karte und Höhenprofil
Miniflugplatz am Pass Croix de Coeur.
Mini runway at the mountain pass Croix de Coeur.
♥
traumhafte aussichten, mal wieder: wow!!
Whowh…beeindruckende Bilder !!
einfach nur schön. ich merke, wie die wandersehnsucht in mir kribbelt.
Gigantische Ausblicke und Einblicke. Wunderschöne Fotos, von einer wahrscheinlich sehr anstrengenden Wanderung. Die Steigung ist schon mega-stark und steil. Ihr habt fantastisches Wetter gehabt, obwohl Euch eine Prise Wind sicher recht gewesen wäre…
Viele liebe Grüße, Synnöve
Gorgeous 🙂
Was für ein genialer Tag für eine herausfordernde Wanderung! Mein Kompliment! Auch für die schönen Bilder. Ich muss da mal hin…
Wie schön ! Muss doch mal in die Berge fahren…
tolle Bilder wieder,einen super Tag wünsche ich
Ich liebe das Rhonetal. Das scheint dann aber schon in Richtung Martigny gewesen zu sein. Ich war gerade in der Nähe von Leuk mit herrlichem Blick auf das Weisshorn.
schönen Tag wünsche ich dir
Mir hat das Foto mit der Tarte Lemon am besten gefallen:zart und warm und einladend.
Sehr schön, die sommerlichen Bilder! Und schon wieder Bekanntes für mich, da wir im Skiurlaub meist in Verbier wohnen, mit Blick Richtung Savoleyres. Und in der Hütte La Marmotte kann man übrigens auch gut essen! Ich sollte vielleicht doch mal im Sommer in die Berge, doch meist ruft dann das Meer…
Verrückte Welt, ich wohne am Meer und mich zieht es im Sommer in die Berge. 😉 Es freut mich, dass Du die Gegend nun auch mal in Grün siehst. In der La Marmotte hätten wir auch gern gegessen, doch leider war nachmittags die Küche kalt.
Das sind wirklich wunderschöne Fotos, die Lust auf Berge machen. Vielen Dank fürs Teilen!
Herzlich,
Anna